Die bereits 52. Auflage des Berliner Theatertreffens wird in diesem Jahr vom 01. Bis 17. Mai stattfinden. Auch in diesem Jahr werden wieder die interessantesten zehn Stücke der deutschsprachigen Theaterszene auf die Berliner Bühnen gebracht. Dazu wurden im Vorfeld 379 Inszenierungen gesichtet und diskutiert. Bei einer Aufführung gibt es jedoch noch Klärungsbedarf.

Kommt Castorfs „Baal“ nach Berlin?

Den Auftakt soll in diesem Jahr die Inszenierung von Bertold Brechts „Baal“ machen. Das im Münchener Residenz-Theater von Frank Castorf, dem Intendanten der Berliner Volksbühne, auf die Bühne gebrachte Stück sorgt jedoch noch für Ärger. Da Castorf immer wieder weitere Texte (z.B. Satre und Rimbaud in „Baal“) einbaut, haben sich nun die Brecht-Erben zu Wort gemeldet. In der Folge hat der Suhrkamp-Verlag wegen Urheberrechtsverletzung auf eine einstweilige Verfügung gedrängt. Als Schlichtungsversuch hat sich die Jury des Theatertreffens dazu entschieden, die Brecht-Erben zu den Festspielen einzuladen. Ob sich damit der Streit lösen lässt ist noch ungewiss, fest steht jedenfalls, dass es zu keiner Nachnominierung kommen wird. Eher wird man sich vielleicht mit der Umarbeitung des Textes befassen oder anderweitig „die Leerstelle füllen“, wie die Leiterin des Theatertreffens, Yvonne Büdenhölzer, verlauten ließ.

Themenschwerpunkt: kriegerische Konflikte

Da die Baal-Inszenierung auch eine Überlagerung des Brecht-Textes mit dem Coppola-Film „Apocalypse Now“ darstellt und gleichsam einen exzessiven Krieg auf die Bühne bringt, passt das Stück auch in die thematische Ausrichtung des Theatertreffens. Auch das Stück „Common Ground“ von Yael Ronen befasst sich mit den Wirren des Yugoslawien-Krieges der 90er Jahre. Das Stück kommt aus dem Maxi-Gorki-Theater und ist damit das erste Stück des Hauses auf dem Theatertreffen, dass jeweils zehn Theaterstücke nominiert. Förderlich war hierbei sicher auch die Wahl des Maxim-Gorki-Theaters zum „Theater des Jahres“. Mit  Dušan David Parizeks Inszenierung des Stückes „Die lächerliche Finsternis“  kommt Besuch aus Wien nach Berlin. Das Stück bezieht sich auf Conrads „Herz der Finsternis“ , das wiederum die Vorlage von „Apocalypse Now“ war, und ergründet die militärischen und psychologischen Probleme Westeuropas.

Jahrgang 1982, studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in Erfurt (Master of Arts). Arbeitete in kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Projekten und promoviert derzeit an der Universität Erfurt. Lebt und schreibt in seiner Heimatstadt Berlin und ist seit 2013 Redakteur für berlin-sehen.de.

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