In der Stresemannstraße 29 am Anhalter Bahnhof steht, integriert in die Häuserzeile und doch hervorstechend, das Hebbel-Theater. Mit seiner kurzen und doch spannenden Geschichte gehört es zu den schönsten Theatern Berlins.
Das schönste Haus im Block
Im Jahre 1907 begann der damals noch unbekannte ungarische Architekt Oskar Kaufmann auf Könggrätzer Straße, so der damalige Name, mit dem Bau des ersten Theaters im Jugendstil in Berlin. Gleichwohl sich der Bau in die Proportionen der Häuserzeile einfügte, schaffte es Kaufmann dennoch durch eine imposante Erscheinung, das Haus aus der Reihe hervortreten zu lassen.
Am 29. Januar 1908 wurde das Hebbel-Theater mit einem Stück des Namenspatrons eingeweiht und erregte großen Beifall für seine architektonische Bauweise. Form und Funktion gehen bei diesem Gebäude Hand in Hand. Als Eckhaus zu einer Privatstraße verfügt es über eine Haupt- und Nebenfassade, welche den Vorderbau des Hauses zu einem zentralen Blickfang der Straße macht. Der Zuschauerraum ist aufgrund der engen Ausmaße des Hauses als eine „reduzierte Zweiranganlage“ konzipiert und verfügt daher über einen unteren Zuschauerraum mit zwei kleiner werdenden Emporen. Alle Formen des Baus dienen einem speziellen Zweck und entbehren daher den sonst üblichen rein ästhetischen Bauteilen damaliger Theater.
Erste Blüte des Hebbel-Theaters
Die Goldenen 20er Jahre waren für das Hebbel-Theater in der Tat eine glanzvolle Zeit. War es 1911 noch aus PR-Gründen in Theater an der Königgrätzer Straße umbenannt, verschaffte es sich in der Folgezeit durch ein ansprechendes Programm schnell größere Geltung in der Berliner Theaterszene. Neben dieser sicheren Wahl an interessanten Stücken vermehrten auch die Persönlichkeiten, die vor und hinter der Bühne am Werk waren, den Ruf des Hauses. Mit Schauspielern wie Hans Albers und Regisseuren wie Erwin Piscator wurden die Inszenierungen zu weithin beachteten Theatererfolgen. Der Ruhm des Theaters hielt bis 1934, als das Theater im Zuge der Gleichschaltung von den Nationalsozialisten übernommen und damit auch künstlerisch ausgelöscht wurde. Als Glück im Unglück gilt demgegenüber wohl das Überstehen der Kriegszeit, denn lediglich eine Bombe traf das Haus. Dieser Treffer in der Spielzeit (sic!) 43/44 konnte bereits bis zum Juli 1945 ausgebessert werden. Dieser Umstand verschaffte dem Theater auch seine zwei Blütezeit.
Zweite Blüte
In dem zerstörten Nachkriegs-Berlin war das Hebbel-Theater das einzige unversehrte und betriebsfähige Theater der brach liegenden Hauptstadt. Am 15. August 1945 wurde das nun wieder Hebbel-Theater heißende Haus eröffnet. Zur Feier des Tages wurde die Drei-Groschen-Oper von Berthold Brecht gespielt.
Auch in der Folgezeit stand der Spielplan unter dem Motto der demokratischen Erziehung des Volkes. So wurden Stücke, die im Dritten Reich als entartet verbannt worden waren, aufgeführt. Die Monopolstellung des Theaters in dieser Zeit brachte natürlich auch einen großen Erfolg mit sich, der erst durch die Eröffnung des Schillertheaters abgemildert wurde. In den 60er Jahren gehörte das Haus allerdings zu den großen Adressen der West-Berliner Kulturlandschaft. In dieser zweiten Goldenen Zeit standen auf jenen bedeutenden Brettern in der Stresemannstraße die landesweiten Schauspiel-Stars. Unter anderen Inge Meysel und Harald Juhnke sorgten damals für stehende Ovationen.
1978 war davon jedoch nicht mehr viel übrig und so musste das Haus den Konkurs anmelden. Nachdem es als Ausweichort für andere Bühnen gedient hatte, übernahm 1989 Nele Hertling als Geschäftsführerin das Haus und brachte es wieder zu einigem Ansehen in der modernen Theater-Welt.
Das Hebbel-Theater heute
Um eine gesicherte finanzielle Existenz zu ermöglichen vereinigte sich das Hebbel-Theater im Jahre 2003 mit dem Theater am Halleschen Ufer sowie dem Theater am Ufer zu der Theater-Kooperation „Hebbel am Ufer (HAU)“ mit dem klingenden Beinamen „Theaterkombinat der anderen Art“.
Anfahrt zum Hebbel am Ufer
Neben einigen Buslinien bieten sich vor allem die U-Bahnhöfe Hallesches Tor und Möckernbrücke an. Aber auch der unweit entfernte Anhalter Bahnhof mit seinem S-Bahnanschluss bildet eine praktische Alternative.