Am Berliner Kulturforum, unweit des Potsdamer Platzes, steht seit 1968 eines der Musterbeispiele moderner Architektur: die Neue Nationalgalerie Berlin. Es ist eines der letzten Projekte des weltberühmten Architekten Ludwig Mies van der Rohe und beherbergt heute die Perlen des 20. Jahrhunderts in den Bereichen Malerei, Plastik und Skulptur. Wir stellen euch die Galerie genauer vor.
Form und Funktion vereint in der Neuen Nationalgalerie
Mit dem Entwurf zur Neuen Nationalgalerie griff Mies van der Rohe auf zwei ältere, nicht realisierte Projekte zurück, deren Augenmerk ebenfalls auf einer monumentalen Haupthalle lagen. Da das Museum eine Dauer- sowie eine Wechselausstellung parallel durchführt, sind die unteren Räume für erstere und die große, von Außen sichtbare Haupthalle für letztere vorgesehen.
Um die Halle der Neuen Nationalgalerie erstreckt sich eine 105 x 110 Meter große Granitterrasse, während die Halle selbst von einer massiven Dachplatte gedeckt wird. Mit diesem Erscheinungsbild greift der Bau die Tradition des Podiumstempels auf und fügt sich somit einerseits in die klassizistisch geprägte Museumsarchitektur Berlins und wertet andererseits die Funktion des Hauses auf. Die Ausführungen der Pläne überwachte bereits Mies van der Rohes Sohn, da er selbst zu schwach war und auch nicht mehr zur Eröffnung erscheinen konnte. Er verstarb im darauffolgenden Jahr.
Die Sammlung
Die heutige Sammlung entstand in einem langen Prozess aus Zusammenlegungen, Ankäufen und Neuaufteilungen und hatte von Anfang an den Anspruch, die Kunst des 20. Jahrhunderts angemessen zu repräsentieren. Dies gelang nicht immer in reiner Harmonie, da auch die Berliner stets ihre Meinung kund taten. So kam es 1982 zu heftigen Protesten als Direktor Dieter Honisch das Gemälde Who’s Afraid of Red, Yellow and Blue des Amerikaners Barnett Newman kaufte. Es folgten Morddrohungen, eingeschmissene und zerschossene Fensterscheiben und letztendlich die Zerstörung des Bildes. Auch die Zusammenlegung der Bestände nach der Wiedervereinigung ging nach langwierigen Reibereien unter dem Namen Deutsch-deutscher Bilderstreit in die Annalen ein.
Heute zeigt die Sammlung wichtige Vertreter der klassischen Moderne, also von 1900 bis ins späte 20. Jahrhundert. Zu den großen Namen der Sammlung zählen Otto Dix, Ernst Ludwig Kirchner, Pablo Picasso, Paul Klee, Salvadore Dalí und Gerhard Richter – um nur einige der großen Künstler zu nennen.
Darüber hinaus verblüfft die Neue Nationalgalerie immer wieder mit spektakulären Gast-Ausstellungen. So konnten im Jahr 2004 bedeutende Werke des New Yorker Museum of Modern Art unter dem Titel „Das MoMA in Berlin“ und 2007 unter dem programmatischen Titel „Die schönsten Franzosen kommen aus New York“ gezeigt werden.
Sanierung seit 2015
Wegen umfangreicher Sanierungsarbeiten ist die Neue Nationalgalerie seit 1. Januar 2015 für mehrere Jahre geschlossen. Geplant ist eine vierjährige Bauzeit, in der das mittlerweile über 50 Jahre alte Gebäude in seiner jetzigen Form erhalten wird, aber dabei auch eine komplette Sanierung erfährt. In dieser Zeit kann die Neue Nationalgalerie leider nicht besucht werden.
Das Kulturforum Berlin
Im Berlin der Nachkriegszeit wurde lange überlegt, was mit dem ehemaligen Villenviertel im Süden des Tiergarten geschehen sollte, ehe man sich auf die Errichtung des Kulturforums einigte. Auch wenn die architektonische Umsetzung viel Kritik erntet, ist der kulturelle Wert dieses Platzes nicht zu leugnen. Neben der Neuen Nationalgalerie befindet sich hier die Berliner Philharmonie mit ihrer beeindruckenden Akustik. Das Kunstgewerbemuseum, das Musikinstrumenten-Museum, das Kupferstichkabinett sowie die Gemäldegalerie komplettieren das Ausstellungsangebot und der Kammermusiksaal und die Staatsbibliothek zu Berlin runden das kulturelle Ensemble ab.
Anfahrt zur Neuen Nationalgalerie
Die Neue Nationalgalerie und das Berliner Kulturforum liegen an der Bundesstraße 1, zwischen dem Tiergarten und dem Potsdamer Platz. Empfehlenswert ist die Anfahrt mit der S-Bahn über die Bahnhöfe Potsdamer Platz und Anhalter Bahnhof. Wer mag kann dann noch einen Bus nutzen oder ein paar Minuten zu Fuß gehen.