Der Kurfürstendamm, (nicht nur) von den Berlinern liebevoll Ku’damm genannt, gehört zu den prunkvollsten, schönsten und historischsten Straßen der deutschen Hauptstadt. Als Boulevard führte der einst befestigte Knüppeldamm die kurfürstlichen Reiter vom Tiergarten zum Grunewald. Eine Reminiszenz an diese Vergangenheit findet sich auch in den Seitenstraßen, die am westlichen Ende nach den preußischen Kurfürsten benannt sind. Und mit einer ersten Karteneinzeichnung im Jahre 1685 als Churfürstendamm blickt die Shopping- und Prunkmeile inzwischen auf fast 350 Jahre Historie zurück. Abseits der historischen Relevanz lockt der Kurfürstendamm Berliner und Besucher natürlich auch mit einem modernen Einkaufserlebnis auf die majestätische Einkaufsstraße – das spiegelt auch die Architektur des Ku’damms wieder.
Eine ruhmreiche Vergangenheit und einmalige Architektur
In seiner heutigen Form entstand der Kurfürstendamm im 19. Jahrhundert und gehörte zu den jüngsten Boulevards der Hauptstadt. Die Umwandlung des ehemaligen Knüppeldammes in einen Boulevard mit gehobenen Einkaufsmöglichkeiten trieb Otto von Bismarck voran, der sich nach dem Ende des Deutsch-Französischen Krieges vom Spiegelsaal in Versailles und dem französischen Überschwang inspirieren ließ. Ein entsprechendes Wachstum der Hauptstadt voraussehend sollte der Kurfürstendamm in Konkurrenz zum Champs-Elysées treten.
Der Ausbau begann 1883 unter privater Schirmherrschaft, als Geburtsstunde des Ku’damms in seiner heutigen Form ist die Eröffnung der Dampfbahnstraße (1886) zu betrachten, die einen öffentlichen Nahverkehr zwischen Beginn- und Endpunkt des Kurfürstendamms zwischen Zoologischem Garten und Halensee.
Der bis 1905 nahezu vollständig bebaute Kurfürstendamm wurde von den Berlinern als „Kurfürstendammarchitektur“ bezeichnet, als Kompliment bürgerte der Begriff sich jedoch nicht ein. Stattdessen verschafften die Berliner ihrem Unmut Luft, dass der Prunkboulevard genau das war: Prunk.
1895 erhielt dieser Prunk sogar noch eine religiöse Krönung in Form der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche – ehemals höchstes Bauwerk Berlins. Nach dem Bombardement im Zweiten Weltkrieg, welches das Dach der Kirche so markant zerstörte, wird die Kirche heute noch von Alt-Berlinern Hohler Zahn genannt.
Die Entwicklung des Boulevards als Shoppingmeile nahm seinen Ursprung vom Wittenbergplatz und Tauentzien aus. Noch heute ragt das KaDeWe sich am Wittenbergplatz als markantes Symbol der Melange aus Einkaufshistorie empor, wo an der Tauentzienstraße die moderne Glasfassade von Peek & Cloppenburg einen gläsernen Architekturimpuls setzt.
Heutzutage ist der Kurfürstendamm genau für diese Mischung aus Geschichte und Moderne bekannt, die nicht nur freiwillig entstand, sondern ihren Ursprung auch in den Baulücken nach den Bombenteppichen über Berlin hatte.
Der Kurfürstendamm: Ein Zentrum unter vielen
Seit der Wiedervereinigung hat der Ku’damm und mit ihm das gesamte Gelände rund um den Zoologischen Garten nur wenig an Bedeutung verloren. Noch immer bildet er das Herz des lebendigen Charlottenburgs, einem der zentralen Bezirke Berlins. Und auch verkehrstechnisch ist er einer der Knotenpunkte. Rund um die Uhr steigen hier Leute um, ein oder aus und verleihen dem Areal so sein urbanes Ambiente.
Im Folgenden wollen wir euch noch ein paar Höhepunkte des Ku’Damms vorstellen.
Europa-Platz und Gedächtniskirche
An zentraler Stelle des Ku’damms befindet sich der Europa-Platz mit seiner bekannten Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Nachdem sie im Zweiten Weltkrieg beinah komplett zerstört wurde, bildet sie heute als in Stand gesetzte „Ruine“ ein Wahrzeichen der Stadt, das in eindrucksvoller Weise von der bewegten Geschichte der Hauptstadt erzählt.
Der Zoologische Garten
Während der ehemalige Ostteil der Stadt seinen Tierpark in Lichtenberg hat, war der Zoologische Garten die Anlaufstelle für alle Fauna-Begeisterten Westberlins. Auf etwas engerem Raum als sein Bruder im Osten, entfaltet sich hier ein großes Angebot an exotischsten Tieren. Als kleiner Höhepunkt fungiert das angegliederte Aquarium, das sich besonders unter den jüngeren Besuchern einer ungebrochenen Beliebtheit erfreut.
KaDeWe und Weltstadthaus
Das KaDeWe ist sicherlich das berühmteste und luxuriöseste Kaufhaus Berlins. Vor allem die Architektur und Gestaltung des weltberühmten Komplexes sind wahrlich beeindruckend. Außerdem kann das KaDeWe auf eine bewegte Geschichte zurückblicken, die im Jahr 1905 begann. Ein Besuch ist hier Pflicht, wenn man sich in der Nähe des Kurfürstendamms befindet.
Das P&C Weltstadthaus an der Tauentzienstraße 19 wurde 1995 nach einjähriger Bauphase eröffnet, also rund 100 Jahre nach der Fertigstellung vieler der Nachbarhäuser. Mit dem lichtdurchfluteten Bau aus Beton und Glas schufen Architekt Böhm und Auftraggeber P und C Düsseldorf mehr als nur einen modernen Shoppingtempel. Vielmehr ist das Weltstadthaus die zeitgemäße Interpretation einer Kaufhausarchitektur, die ihre Wurzeln im späten 19. Jahrhundert hatte. Gerade diese Übersetzung in die Moderne fügt sich nahtlos in die prunkvollen Bestandsbauten ein und verweist dennoch auf die Modernisierung Berlins als Weltstadt, die nicht ausschließlich einer nostalgischen Geschichte verhaftet ist.
Autokorsos bei Großereignissen
Zwar ist seit der WM 2006 die Straße des 17. Junis im Tiergarten als Fan-Meile etabliert, doch traditionell werden auf dem Ku’damm die großen Ereignisse des Fußballs gefeiert. Mit Autokorsos und Volksfeststimmung wird hier regelmäßig der Verkehr zum Erliegen gebracht, wenn eine Deutsche Nationalmannschaft beim Fußball Erfolge feiern kann. In den letzten Jahren sind auch ähnliche Zustände auch bei erfolgreichen Spielen der Türkei zu beobachten. Darüber hinaus ist der Ku’Damm auch fester Bestandteil vieler Paraden, Läufe und Veranstaltungen, die alljährlich in Berlin abgehalten werden.
Der Kurfürstendamm – Wo Einkaufen noch Flanieren bedeutet
Der Berliner Kurfürstendamm mag längst nicht mehr konkurrenzlos sein, doch nach wie vor einzigartig. Immer mehr Arcaden-Komplexe buhlen auf engstem Raum um die Gunst der Kunden und dennoch lockt der Kurfürstendamm in die City West. Bestechende Architektur und der Platz zum Flanieren machen die historische Straße auch heute noch zu einer echten Sehenswürdigkeit der Hauptstadt und zu einem Zeitzeugen, der nicht nur die Glanzseiten der Berliner Stadtgeschichte belegt. Die Baulücken, die historischen Fassaden, das Zusammenwachsen mit der moderner Architektur, all das zeugt vor allem vom Kontrast der Berliner Geschichte. Vom Wachstum der Stadt, von den Schatten der Diktatur bis hin ins Licht der Moderne und Postmoderne – der Ku’damm ist ein Stück Berlin, untrennbar im Herzen der Hauptstadt verwachsen.
Anfahrt zum Ku’Damm
Das zentrale Herzstück des Ku’Damms kann am besten über den U-Bahnhof Wittenbergplatz erreicht werden. Wer eher Richtung Zoo und Gedächtniskirche möchte, der kann auch gut über den S- und U-Bahnhof Zoologischer Garten fahren. Darüber hinaus gibt es eine Fülle an verschieden Bus-Linien, die den Ku’Damm ansteuern. Somit bilden Zoo und Ku’Damm das Herzstück der City West.