Das kleine unscheinbare Haus in der Wilhelmsaue 126 gehört zu den unbekannten Schätzen der Stadt. Das seit 2003 brach liegende Gelände kann nach dem Besuch des Kulturstaatssekretäres Tim Renner neue Hoffnung schöpfen.

Das älteste Haus in Wilmersdorf

Die Geschichte des Schoeler-Schlösschens ist für Berliner Verhältnisse eine ungewöhnlich lange. Schon 1752 wurde der Grundstein zu dem Gebäude gelegt, in dem ursprünglich eine Seidenraupenzucht untergebracht werden sollte. Wenig später wurde es zum barocken Landsitz umgebaut, indem auch ein zweites Geschoss aufgesetzt und der Park hinter dem Haus angelegt wurde. Seinen Namen erhielt das Haus aber erst von dem Augenarzt Heinrich Schoeler. Dieser kaufte das Haus und Grundstück 1893 und lebte dort bis zu seinem Tod im Jahre 1918. Durch die Zerstörung der Kriegsjahre und anderer Schicksalsschläge ist das Schoeler-Schlösschen heute das älteste Haus in Wilmersdorf.

Zwischen Nutzung und Leerstand

Von der Hitlerjugend noch als Heimatmuseum genutzt, diente das Haus von 1946 bis 2003 als Kindergarten. Dieser musste jedoch nach einem Brand im Jahr 2003 aufgrund unerfüllter Brandschutzauflagen geschlossen werden, da eine zweite Treppe nicht genehmigt wurde. Von da an stand das Haus leer und wurde zunehmend sanierungsbedürftig. Im Jahr 2007 wurde dann die Sanierung beschlossen und in Angriff genommen. Dazu wurde zuerst das in den 30er Jahren angefügte dritte Geschoss abgenommen und anschließend die Innenräume saniert. Allerdings ging noch vor dem Abschluss des Projekts das Geld aus. Ebenso ungewiss ist die weitere Nutzung. Lange Zeit wurde die Einrichtung der Bibliothek des ehemaligen Bundespräsidenten Johannes Rau von den Beteiligten favorisiert. Es konnten jedoch nie alle erforderlichen Mittel gesammelt werden.

Neue Hoffnung

Im Zuge der Stadtteilbesuche des Kulturstaatssekretärs Tim Renner wurde auch das Schoeler-Schlösschen in Wilmersdorf besichtigt. Mittels eines neuen Nutzungsplanes zeigte sich Renner optimistisch, was die Beantragung der Fördergelder bei der Lottostiftung betrifft. Geplant sind bisher ein barrierefreies Standesamt, eine Anlaufstelle für alte und demenzkranke Menschen sowie ein Café, das von einem sozialen Träger betrieben werden soll. Ein mögliches Comeback dieser alten Sehenswürdigkeit steht demnach bald bevor.

Jahrgang 1982, studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in Erfurt (Master of Arts). Arbeitete in kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Projekten und promoviert derzeit an der Universität Erfurt. Lebt und schreibt in seiner Heimatstadt Berlin und ist seit 2013 Redakteur für berlin-sehen.de.

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