Einkaufen lieber Online oder doch lieber bei einem Stadtbummel? Beides hat seine Vorteile und beides hat wohlbekannte und häufig nervige Schattenseiten. Eigentlich paradox, dass mehr und mehr Menschen beide Formen des Einkaufens irgendwie miteinander zu kombinieren versuchen.
Bisher sieht das etwa wie folgt aus: der Kunde begibt sich auf Produktsuche in der hiesigen Fußgängerzone oder in einem Einkaufscentrum. Nach einer mal längeren und mal kürzeren Shopping Tour, bei der die Produkte der Wahl ausprobiert oder anprobiert wurden, hat der Kunde dann eine mehr oder weniger konkrete Liste davon, was er eigentlich kaufen möchte. Und nun wechselt der Kunde die Kanäle – statt dem Berliner Einzelhandel Umsatz zu bescheren, wird auf häufig günstigere Online-Angebote zurückgegriffen. Eine recht unschöne Art Online und Offline miteinander zu kombinieren. Zumindest für die Berliner Einzelhändler.
Das genau umgekehrte Vorgehen nennt sich ROPO („Research Online, Purchase Offline“) – Online recherchieren und offline kaufen. Ein Konzept, das dem Einzehandel etwa eher zusagen sollte. Schade nur, dass die Recherche Online in einigen Fällen nicht mehr hergibt, als Adressdaten und Öffnungszeiten der stationären Händler.
ROPO als Kerngeschäft
Dieses Konzept, gekonnt ausgebaut, möchte ein Berliner Startup jetzt zum Kerngeschäft machen. Locafox (www.locafox.de) ist ein durch Holzbrinck Ventures finanziertes Gründerprojekt. Holzbrinck – das ist jene Venture-Capital-Gesellschaft, die Onlinegrößen wie Zalando oder Home24 mit Geld versorgt um früher oder
später Gewinn aus diesem Engagement zu ziehen. Am Kapital fehlt es dem jungen Unternehmen also wohl nicht. Was genau aber tut Locafox?
Locafox Geschäftsführer Karl Josef Seilern erklärt das Prinzip wie folgt:
„Locafox ist eine lokale Produktsuchmaschine für den Einzelhandel, bei der du die Verfügbarkeit und Preise von Produkten in Echtzeit bei stationären Einzelhändlern in deiner Umgebung findest. Einfach das gesuchte Produkt und deinen Standort eingeben und schon zeigen wir, wo es das Produkt in deiner Umgebung zu kaufen gibt.
Du kannst dir den Standort anzeigen lassen, das Produkt online reservieren, um es bequem später abzuholen, oder du lässt es dir noch am gleichen Tag nach Hause liefern.“
Berlin wird erste Locafox-Stadt
Locafox will also online recherchierenden Shoppern mehr bieten, als Öffnungszeiten und Adressdaten. Bestände in Echtzeit und die Möglichkeit Produkte zu reservieren und bei Bedarf gleich vom Händler vor Ort versenden zu lassen.
Ob Locafox in der Breite angenommen werden wird, steht noch in den Sternen. Premiere feiert das Projekt aber nun in Berlin. Im Anschluss an die aktuell laufende Testphase soll Locafox in den nächsten Wochen zuerst in Berlin und später in weiteren deutschen Großstädten das Einkaufsverhalten ein Stück weit verändern
Vielleicht hinterlassen Smartphone-Nutzer bei lokalen Einzelhändlern dann in Zukunft nicht mehr unterschwellige Wutgefühle. Vielleicht suchen einkaufende Smartphonenutzer demnächst häufiger nach einer Möglichkeit, ihr Geld im lokalen Handel auszugeben, als es online loszuwerden. Zu wünschen wäre dies den Berliner Einzelhändlern ganz gewiss.