Berlin ist auch in der Kunstszene die Hauptstadt der Bundesrepublik. Jedoch gingen die Zahlen der Ateliers in den letzten Jahren kontinuierlich zurück. Nun werden gemeinsame Anstrengungen in den Blick genommen, um die künstlerische Vielfalt der Spreemetropole zu erhalten – und auszubauen.

„Kunst zieht an und nicht aus!“

Unter diesem vielsagenden Motto protestierten vergangenen Mittwoch der Berufsverband der Bildenden Künstler Berlins (bbk) mit vielen Kunstschaffenden auf dem Berliner Oranienplatz. Der Verband berichtete im Vorfeld, dass im letzten Jahr allein 350 Atelierhäuser in Berlin aufgrund von Kündigungen schließen mussten. Hält dieser Trend an, würde Berlin sicherlich seine Stellung als Kunstmetropole verlieren. Gerade Berlin, das im September alljährliche mit internationalen Kunstmessen die Kunstschaffenden und -sammelnden aus dem In- und Ausland in großen Zahlen anzieht, ist auf ein Fundament in Form einer lebendigen Kunstszene angewiesen.

Kunst und Senat

DIe Bezirke und der Senat haben mittlerweile den Handlungsbedarf erkannt und arbeiten eng mit den Künstlern bei den Verhandlungen mit Eigentümern und Investoren zusammen. Der Atelierbeauftragte Florian Schmidt (Kulturwerk bbk berlin) kündigte nun an, einen „Master Plan Art Sudios 2020“ vorzulegen und in naher Zukunft mit dem Senat für Stadtentwicklung sowie dem Kulturausschuss weiter zu entwickeln. Geplant sind neben dem Erhalt der noch vorhandenen Atelierhäuser auch die Schaffung neuer Kapazitäten. In kostengünstiger Garagenbauweise sollen in den kommenden Jahren neue Zentren für Kunstschaffende entstehen. Die Idee beruht auf einer Studie, die der heutige Regierende Bürgermeister Müller bereits als Stadtentwicklungssenator zusammen mit Florian Schmidt in Auftrag gegeben hatte.

Curvy-Brache als Mahnmal

Was der Stadt entgehen würde, sollten die Künstler der Metropole den Rücken zukehren, wurde deutlich als der Streetart-Künstler Blu vor ein paar Monaten seine Wandmalerei übermalen ließ. Das berühmte Gemälde, das die Brandschutzmauer des angrenzenden Wohnhauses zierte, war ein wichtiger Punkt in den hiesigen Stadtführern. Die Aktion war darauf hin angelegt, möglichen neuen Investoren die kommerzielle Nutzung der Kunst zu versagen. Mit den jetzigen Anstrengungen wird also auch die Buntheit der Stadt versucht zu erhalten.

Jahrgang 1982, studierte Literaturwissenschaft und Philosophie in Erfurt (Master of Arts). Arbeitete in kulturellen, wirtschaftlichen und sozialen Projekten und promoviert derzeit an der Universität Erfurt. Lebt und schreibt in seiner Heimatstadt Berlin und ist seit 2013 Redakteur für berlin-sehen.de.

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