Nikolaikirche und Marienkirche

Nikolaikirche und Marienkirche

Die Nikolaikirche

Mit ihrer zentralen Lage im gleichnamigen Viertel steht die Nikolaikirche an einem der ältesten Plätze Berlins. Und auch wenn die heutige Kirche nach vielen Umbauten kaum etwas mit der ersten an dieser Stelle errichteten Kirche gemein hat, so ist ihre lange und wechselvolle Geschichte doch ein gutes Beispiel für das Heranwachsen der kleinen Handelsstadt Berlin zur deutschen Hauptstadt.

Ein Bau folgt dem nächsten

Die erste Kirche an dieser Stelle wird erstmals im Jahre 1230 erwähnt und war wohl eine kleine spätromanische Kaufmannskirche, die zusammen mit dem angrenzenden Molkenmarkt das damalige Zentrum der entstehenden Kaufmannssiedlung bildete. Ihr Name verwies schon damals auf den Heiligen Nikolaus, der neben dem Heiligen Valentin, bis heute eine ausreichende Bekanntheit genießt, um einen eigenen Ehrentag zu haben. Nachdem man sie, um der neuen Mode Rechnung zu tragen, nach der Eröffnung sogleich in eine frühgotische Hallenkirche umbaute, brannte sie anschließend im Jahre 1380 ab. Es sollte daraufhin 90 Jahre dauern, ehe eine neue, diesmal spätgotische Hallenkirche fertig gestellt wurde und auch von den geplanten zwei Türmen musste vorerst nur mit einem Vorlieb genommen werden. Erst 1878 wurde nach Abriss des alten Turmbaus ein neuer, diesmal zweispitziger Turmbau im neugotischen Stil errichtet.

Die Marienkirche

Ihre erstmalige Erwähnung fand die Marienkirche als Sitz einer Pfarrgemeinde im Jahre 1292. Sie lag in der damaligen Neustadt, im Gegensatz zur Nikalaikirche, welche damals zusammen mit dem Molkenmarkt das Zentrum der Altstadt markierte. Ursprünglich im Stile der Backsteingothik erbaut, wurde der Turm zuerst im 1663 im barocken Stil und 1789 im neugothischen Stil umgestaltet. 1893 wurde dann der gesamte Bau restauriert und in Teilen neugestaltet. Da die Nikolaikirche seit 1938 als Profanbau genutzt wird, ist die Marienkriche heute die älteste Predigtstätte Berlins und wird für bedeutende Kirchenereignisse genutzt. Dass die Kirche heute von allen Seiten weithin sichtbar ist, liegt erst an der durch die Zerstörung des Zweiten Weltkrieges erforderlichen Neugestaltung des Alexanderplatzes und seiner Umgebung. Ursprünglich stand sie in einem sehr eng bebauten Gebiet, was auch daran zu erkennen ist, dass der anfallende Schutt das Bodenniveau rund um die Kirche erhöht hat und der Eingang heute dementsprechend tiefer liegt.

Ein Zeitzeuge aus Stein

Mit dieser Kirche verbinden sich einige historische Ereignisse. So war sie in den 80er Jahren zum Beispiel ein Veranstaltungsort für die aufkommende Protestbewegung „Schwerter zu Pflugscharen“. Doch auch in früheren Zeiten musste die Kirche einschneidende Ereignisse erleben. So zeugt das Totentanz-Fresko in der Turmhalle, eines der bedeutendsten mittelalterlichen Kunstwerke, von dem verheerenden Pestjahr 1484. Das sogenannte Sühnekreuz vor der Kirche steht – sieht man von den Legenden einmal ab – für das schon damals aufmüpfige Temperament der Berliner. Als nämlich die papstfeindlichen Wittelsbacher die Herrschaft über die Städte übernahmen, predigte der Propst Nikolaus von Bernau eines Tages zu Ehren des Papstes wutentbrannt gegen die Stadtbewohner. Seinen Stolz, das Gotteshaus durch den Haupteingang zu verlassen, musste er dabei glatt mit dem Leben bezahlen. Daraufhin wurde ein Interverdikt über die Berlin verhängt, so dass über 20 Jahre keine Gottesdienste und ähnliches veranstaltet werden durfte und es auch allen Christen untersagt war mit den Berlinern in Kontakt zu treten. Die daraus folgenden wirtschaftlichen Einbußen veranlassten die Berliner zähneknirschend durch hohe Zahlungen an den Papst die Aufhebung des Interverdikts zu erkaufen.

Anfahrt

Beide Kirchen sind fußläufig vom Bahnhof Alexanderplatz oder alternativ auch vom Bahnhof Hackescher Markt zu erreichen. Ebenso ist die Anfahrt mit dem Auto möglich, da es ein großes Parkhaus direkt neben dem Roten Rathaus gibt.