Von den drei großen Messen der alljährlichen Berlin Art Week, neben der ABC und Berliner Liste, ist die Preview Berlin zwar, was die Zahl der Aussteller angeht, die kleinste, doch mit ihrer Ausrichtung die einflussreichste des internationalen Kunstkalenders.

 

Die Morgenröte der Kunst

Seit 2005 gehört die Preview Berlin zu den Kunstmessen, die eine internationale Besucherschaft nach Berlin lockt. Laut Kristian Jarmuschek, einem der Messedirektoren und selbst erfolgreicher junger Galerist in Berlin, war es seit Beginn erklärtes Ziel der Messe, jungen aufstrebenden Künstlern eine erste internationale Plattform zu bieten und im Gegenzug den Sammlern und Käufern eine Kunstszene zu eröffnen, die bis dahin keinen Anlaufpunkt hatte. Traditionell fand die Messe seit ihrer Gründung in den Hangar-Hallen des ehemaligen Flughafens Tempelhof statt. Doch in diesem Jahr zog die Messe um und öffnet nun ihre Tore in den Opernwerkstätten, die ehemals der Stattsoper, dem Deutschen Theater und Berliner Ensemble zur Fertigung ihrer Bühnenbilder dienten. Mit dieser zentralen Lage in der Zinnowitzer Straße 9, zwischen den Bahnhöfen Naturkundemuseum und Nordbahnhof ist sie nun schnell und direkt von den anderen Veranstaltungsorten der Art Week zu erreichen – was sich auch direkt in den Besucherzahlen niederschlägt.

 

Grenzenlose Vielfalt

Die diesjährige Preview Berlin führt in ihrem Angebot 77 Aussteller aus 17 Nationen, die sich über alle Kontinente erstrecken und sogar einen Vertreter aus der Volksrepublik China, einer in Europa eher unbekannten Kunstszene, präsentiert. Stellvertretend für den Ansatz der Messe gibt es auch seit letztem Jahr einen Academy Focus, der sieben Kunst-Hochschulen die Möglichkeit bietet, die Arbeiten ihrer besten Absolventen einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Unter anderen sind dies in diesem Jahr die Academy Ljubljana und die ehrwürdige Bauhaus-Universität aus Weimar. Hieraus ergibt sich auch der große Erfolg der Preview Berlin, da Sammler aus aller Welt hier einen ersten Kontakt zu den Protagonisten der Zukunft aufnehmen können. Darüber hinaus schlägt sich dieser Ansatz auch in dem für Kunstmessen ungewöhnlich frischen und unkonventionellen Stil der Ausstellung nieder. Im Wettbewerb um die Aufmerksamkeit der Besucher, finden die einzelnen Künstler und Galeristen immer wieder beeindruckende Ideen, sich gekonnt in Szene zu setzen.

Ort der Begegnung

Der von vielen gelobte Vorzug der Preview Berlin liegt in ihrem Anspruch, einen zurückhaltenden Rahmen für die Aussteller zu setzen. Während andernorts mit großen Rahmenprogrammen und Showacts der Focus der Messe auf ihrem Eventcharakter liegt, zieht die Preview die Aufmerksamkeit eher auf die Begegnung der Kunstinteressierten und Künstler, sowie der Galeristen und Kulturförderern. So besuchten zum Beispiel der israelische Botschafter, sowie die slowenische Botschafterin die Messe und die aus ihrem Land vertretenen Aussteller. Gerade letztere kam nicht nur wegen der slowenischen Kunsthochschule, sondern auch um das Grenzen übergreifende Projekt von Private View zu besuchen. Unter Kuratorin Maja Škerbot werden hier die Arbeiten der deutsch-slowenischen Künstlerin Jule Ja Kantor gezeigt, die sich intensiv mit der Begegnung zwischen Menschen und Ideen beschäftigt und damit exemplarisch für diese Messe steht.

 

Somit bietet die Preview Berlin sowohl für etablierte Kenner der Kunstszene, aber auch für Interessierte ein unterhaltsames Angebot, das frei von konventionellen und verkrampften Attitüden einen erfrischenden Zugang zur Kunstszene von morgen bietet. In der Begegnung zwischen Kunst, Künstlern und Kunstinteressierten entsteht somit tatsächlich ein Marktplatz der Ideen, der für jeden ein Angebot bereit hält.

Tino, geborener Berliner und Hauptstadt-Enthusiast. Schreibt auf Berlin Sehen vornehmlich über die Attraktionen der Hauptstadt, gibt aber auch gerne den einen oder anderen Tipp für die Abendgestaltung. Event oder Kaltgetränk? Tino findet Berlin einfach spannend.

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