Die alte Dame – Hertha BSC

Die alte Dame – Hertha BSC

Seit jeher beherrscht ein Verein die Fußball-Szene Berlins: Hertha BSC. In ihre Heimstätte dem Berliner Olympiastadion pilgern alle zwei Wochen die zahlreichen Anhänger des blau-weißen Traditionsvereins, um die Spiele ihrer alten Dame zu verfolgen – eine Leidenschaft, die nicht immer die ersehnten Belohnungen erhält.

Ein Dampfer schreibt Geschichte

Es war im Jahr 1892 als auf einer schattigen Bank auf dem Arkona-Platz in Berlin Mitte die Gebrüder Fritz und Max Lindner sowie Otto und Willi Lorenz die Idee hatten, einen Fußball-Verein zu gründen. Sogleich begann man nach einem passenden Namen für die Mannschaft zu suchen und da erinnerte sich – warum auch immer – der kleine Fritz an eine jüngst mit seinem Vater unternommene Dampferfahrt. Der Name des besagten Schiffes war: Hertha und sein Schornstein führte die Farben: blau, weiß …und gelb. Man wird wohl nie ganz ergründen können, warum man das für einen passenden Vereinsnamen hielt, Fakt ist allerdings, dass der Verein kurz danach am Molkenmarkt eingetragen und Ernst Wich, der Onkel der Lindners, sein erster Präsident wurde. Die ursprüngliche alte Dame, der Dampfer Hertha, fährt noch heute auf der Kyritzer Seenplatte, nahe Berlins – ungeachtet seines Namensvetters.

Ein langer Weg zur ersten Meisterschaft

Der Verein begann schon mit einer turbulenten Anfangsphase, in der zeitweilig die Mitgliederzahl ganze vier Fußballer betrug, und sollte sich davon auch nie mehr richtig lösen können. Aber es gab auch glanzvolle Höhepunkte, wie es zum Beispiel das Jahr 1910 mit sich brachte, in dem Hertha ein Freundschaftsspiel gegen Southend United gewann und damit als erstes kontinentales Team gegen eine aus Halbprofis bestehende englische Mannschaft erfolgreich war – heute dürfte die Nationalität dieser Mannschaft niemanden in England groß verwundern.
Doch die ganz große Zeit sollte noch kommen: im Jahr 1930 gewann Hertha BSC die deutsche Meisterschaft in einem packenden Finalspiel gegen Holstein Kiel. Erst in der 87. Minute erzielte Hans Ruch das entscheidende 5:4 für die Berliner. Am folgenden Tag brach bei der Rückkehr der Verkehr am Bahnhof Friedrichstraße zusammen und ging in einem blau-weißen Fahnenmeer unter. Im folgenden Jahr konnte man noch einen drauf setzen und bezwang den TSV 1860 München abermals nach Rückstand noch 3:2 durch Willi Kirsei, der diesmal sogar nur eine Minute vor Abpfiff traf. Doch bei all dem darf nicht vergessen werden, dass sich die Meisterschaft der Hertha lange angekündigt und immer wieder verschoben hatte, so verlor man nämlich in den Jahren 1926 bis 29 gleich vier Finalspiele in Folge.

Bundesliga-Skandale

Bei diesen zwei Meisterschaften sollte es vorerst bleiben und 1965 musste man gar aus der noch frischen Bundesliga zwangsabsteigen, weil man verbotene „Handgelder“ gezahlt hatte. Ein kleiner Lichtblick bildete das Jahr 1970 als man nicht nur einen ansehnlichen dritten Platz in der Bundesliga belegte, sondern auch gegen den Tabellenplatz-Konkurenten Borussia Dortmund einen unglaublichen 9:1-Sieg erlangte – bis heute ein Vereinsrekord. Doch bereits ein Jahr später sah man sich in den Bundesliga-Skandal verwickelt, weil man offenbar einen Koffer mit 250.000 D-Mark als Geschenk der Arminia aus Bielefeld entgegennahm und dafür wortwörtlich eine Heimniederlage in Kauf nahm. Das beste Ergebnis in der Bundesliga gelang Hertha BSC in der Saison 74/75, als man den zweiten Platz belegte, bevor man in den 80er Jahren in der dritten Liga vor sich hinkickte. Während man zum Ende der darauf folgenden Dekade wieder erstklassig wurde, scheint sich die alte Dame heute so langsam als Fahrstuhlmannschaft zu etablieren.

Das Berliner Olympiastadion – Herthas Wohnzimmer

Die heutige Spielstätte der Hertha ist das beeindruckende Olympiastadion. Nicht ohne Grund finden in diesem alten Steinbau auch die alljährlichen Finalspiele des DFB-Pokal sowie einige Partien der Fußball-Nationalmannschaft statt. Trotzdem es kein reines Fußballstadion ist, begeistert es durch eine unglaubliche Aura, die dieses Kollosseum mit seinen eleganten Sonnensegeln umgibt. Für seine Lage im Westen Berlins ist es aber gut zu erreichen, da natürlich der Berliner Nahverkehr an das ehemalige Olympiagelände von 1936 angeschlossen ist. Die blau-weißen Fußball-Fans benutzen traditionell die S-Bahn und fahren bis zur Station: Olympiastadion. Ebenso fährt die U-Bahnlinie U2 zur gleichnamigen Station und natürlich ist auch die Anfahrt mit dem Auto möglich und weitgehend ausgeschildert.
Das Stadion selbst fasst 74.500 Zuschauer auf den Rängen und ist auch erstaunlicherweise gut gefüllt, was der Hertha den Zuschauer-Rekord in der zweiten Liga einbrachte. Ein Fußball-Spiel in diesem Stadion ist auf jeden Fall ein eindrückliches Erlebnis, das man so schnell nicht vergessen kann – auch wenn die alte Dame Hertha verliert.