Berliner Bundsligafans haben allen Grund zum Jubeln – und zum Zittern. Mit zwei Clubs im Oberhaus des deutschen Fußballs ist die Hauptstadt bestens vertreten, auch wenn nur Union Berlin mit seinem soliden Mittelfeldplatz in der Tabelle sicher ist. Hertha BSC gehört stattdessen in dieser Saison zu den Wackelkandidaten.
Weil für echte Fußballfans der eine oder andere Tipp dazugehört, mit dem sie ihre Vereinstreue zeigen, haben die Berliner auch in der Hinsicht Grund zur Freude. In jedem Kiez sind Wettbüros zu finden. Mehr als 270 Lokale gibt es mittlerweile in der deutschen Hauptstadt.
Das liegt am starken Interesse der Deutschen an Sportwetten, das vor allem durch das Internet und die damit verbundenen Möglichkeiten wie beispielsweise Live Wetten noch deutlich gestiegen ist. Im Jahr 2018 lag der gesamte Bruttospielertrag im Land bei rund 8,8 Milliarden Euro. Das war fast doppelt so viel wie noch vier Jahre zuvor.
Dabei kamen die traditionellen staatlichen Toto-Wetten mit 6 aus 45 und der 13er Auswahlwette in den zahlreichen Lotto- und Toto-Annahmenstellen nur noch auf die hinteren Plätze. Der Großteil der Tipper wendet sich an die privaten Anbieter mit ihrer umfassenden Auswahl an Sportwetten aus dem In- und Ausland.
Dabei befindet sich die Glücksspielwelt in der Bundesrepublik im Umbruch. Mit dem neuen Glücksspielländerstaatsvertrag, der ab dem 1. Juli 2021 gilt, werden nämlich nicht nur erstmals Online-Casinos bundesweit legalisiert, im Bereich der Sportwetten sind künftig ebenfalls viel mehr Tipps erlaubt als bislang. Schon jetzt haben seriöse Online-Wettbüros die begehrten deutschen Lizenzen im Rahmen einer Übergangsregelung erhalten. Damit passt sich die Bundesrepublik stärker an den Rest der EU an, die bei Online-Casinos und Wettbüros nur Lizenzen aus einem der Mitgliedsländer voraussetzt, um diese legal zu machen. Dadurch liegen diese Anbieter nämlich zugleich unter EU-Aufsicht und Kontrollen, so dass die Kunden Rechtssicherheit besitzen und Kriminalität unterbunden werden kann.
Selbst für Tipper, die einzig und allein in Wettlokalen mit Personal aus Fleisch und Blut ihre Voraussagen treffen, lohnt sich der vorherige Besuch im Internet. Zum einen ist es leicht, dort nicht nur die Quoten der diversen Anbieter zu vergleichen, die durchaus kräftig voneinander abweichen können, es lässt sich auch der Trend bei den Quoten studieren. Mit jedem neuen Bericht aus den Trainingslagern und jeder Zählung der neuen Tipps werden diese von den Buchmachern außer bei fixen Quoten angepasst, um die tagesaktuellen Wahrscheinlichkeiten widerzuspiegeln.
Mindestens genauso wichtig ist das Studium der diversen Matchgegner. Um Chancen so gut wie möglich vorhersagen zu können, sind die Leistungen der Clubs, aber auch einzelnen Spieler in den vergangenen Begegnungen wichtig. Wenn der verlässlichste Torjäger ausfällt oder der bewährte Torhüter durch den Nachwuchs ersetzt wird, verändern sich die statistischen Siegeschancen. Und selbst der beste Club besitzt im Normalfall eine Achillesferse, in Form eines Stadions, wo schlechter gekickt wird, oder in der Gestalt eines Angstgegners, gegen den überdurchschnittlich oft verloren wird. Für Union Berlin ist das Leverkusen. Im Duell der Köpenicker gegen die Werkself ist die Union zwar im Januar 2021 mit 1:0 zuhause siegreich vom Platz gegangen, aber in der Vergangenheit hat der Hauptstadtclub nur allzu häufig das Nachsehen gehabt.
Sogar ein Ausnahmeclub wie der deutsche Rekordmeister ist nicht gefeit, was die Psychologie angeht. Bayern Münchens Angstgegner ist seit der Saison 2012/2013 die Borussia Mönchengladbach, die nicht nur häufiger als die anderen gegen die Superstars von der Isar gepunktet haben, sondern noch dazu gegen die Bayern fast genauso erfolgreich in der Allianz-Arena wie im heimischen Stadion waren. Im Normalfall neigen nicht nur in der Bundesliga die Gastgeber dazu, zu gewinnen.
Außer auf die Leistungen der Vergangenheit und die psychologische Einschätzung der Kontrahenten verlassen sich etliche Tipper gern auf den ersten Eindruck, den die Teams kurz nach dem Anpfiff hinterlassen. Vor allem bei Mannschaften, deren Trainer bevorzugt mit verschiedenen Aufstellungen experimentieren, machen Live Wetten, die auf dem Handy oder Tablet kurzerhand platziert werden können, Sinn.
Wer Wetten auf Nischen wie Rugby, American Football in den USA und anderen Ländern oder Basketball ausnutzen will, der findet im Internet ebenfalls reichlich Informationen, um überlegte Tipps abzuschließen. Dank Streaming-Plattformen und Sportkanälen können zudem die meisten sportliche Ereignisse live oder im Replay angeguckt werden.
Obwohl durch das neue Glücksspielgesetz der Umfang an in der Bundesrepublik genehmigten Sportwetten wächst und der gesamte Markt transparenter gestaltet wird, sind gewisse Einschränkungen geplant. Ausgefallene Nebenwetten, wie sie bislang vor allem bei Fußball-Weltmeisterschaften und Europameisterschaften gang und gäbe waren, sind den deutschen Regulatoren ein Dorn im Auge. Das bedeutet keine Tipps auf etwaige Bissattacken, wie sie bei der WM 2014 und 2016 abgegeben werden konnten und auch keine Wetten auf einen päpstlichen Sangesauftritt nach einem deutschen Sieg. Dafür gewinnen die Fans eine größere Entscheidungsfreiheit, Rechtssicherheit bei Online-Wetten, und einen verstärkten Jugend- und Suchtschutz. Damit Zocker nicht im Eifer des Gefechts Haus und Hof verspielen, wie es einem britischen Fan mit einem einzigen Tipp passiert ist, gelten künftig Maximalsummen von 1000 Euro pro Monat, die Online für Glücksspiel jeglicher Art auf in der Bundesrepublik zugelassenen Seiten eingesetzt werden dürfen.
Weil ein Teil der Einnahmen durch sämtliches Glücksspiel in Form von Steuern und Angaben an den Säckel des Lizenzgeberlandes fließt und in Deutschland ein beachtlicher Anteil dieses Geldes in Kultur, Sport und soziale Einrichtungen gesteckt wird, ist auch eine verlorene Wette ein Gewinn für die Region. So mancher der fast hundert Fußballvereine in Berlin verdankt seine Existenz Lotto, Toto, und anderen Sportwetten.